STEETS-Gründer Phil Janßen: Wie klare Storys und Authentizität Investoren im TV-Pitch überzeugen

Phil Janßen steets

Phil Janßen, Mitgründer von STEETS, entwickelte bereits während seines Medienstudiums eine Abstellhilfe für Gehstützen und wurde für den renommierten FIRST STEPS Award, den führenden Nachwuchspreis der deutschen Bewegtbildbranche, nominiert. In unserem Interview teilt er seine Erfahrungen aus TV-Pitches bei „Die Höhle der Löwen“, erklärt, wie Authentizität und klare Storys Investoren überzeugen, und gibt Gründern praxisnahe Tipps für erfolgreiche Präsentationen.


Phil, du bist mit euren Startup Steets in die VOX-Sendung Die Höhle der Löwen gegangen und standest hier vor einem Millionenpublikum. Wie bist du mit der Aufregung kurz vor dem Pitch umgegangen?

Vor dem Auftritt war die Stimmung im Team erstaunlich ruhig. Wir wussten, was wir können und was wir wollen und wir waren gut vorbereitet. Aber als wir hinter der berühmten Schiebetür standen und es hieß „Jetzt geht’s los“, rauschten die letzten fünf Jahre harter Arbeit in Sekunden durch den Kopf. In diesem Moment wird einem bewusst, dass sich gleich entscheidet, ob das, wofür man so lange brennt, auch andere überzeugt – und das vor einem Millionenpublikum. Diese Anspannung hat uns aber nicht blockiert, sondern fokussiert. Wir wollten zeigen, dass STEETS nicht nur ein funktionierendes Produkt ist, sondern eine klare Vision und eine Lösung für ein reales Problem, das viele Menschen betrifft. Das hat Selbstbewusstsein gegeben.

Welche Unterschiede hast du zwischen klassischen Investor-Pitches und eurem Auftritt in der Höhle der Löwen festgestellt und was hat am meisten Wirkung gezeigt?

Klassische Pitches vor Business Angels, VCs oder auf Wettbewerben sind deutlich zahlengetriebener. Da geht es tief in KPIs, Margenlogik oder Skalierungspläne und das ist auch richtig so. Bei Die Höhle der Löwen steht dagegen das Storytelling stärker im Fokus. Das ist eine Chance: Wir haben die Geschichte hinter STEETS klar und emotional erzählt, weil am Ende Menschen in Menschen investieren. Unsere Motivation, warum dieses Produkt entstand, war mindestens so relevant wie Marktgröße und Traktion.

Am meisten Wirkung hatten für uns Authentizität und Klarheit: kein Show-Gehabe, kein Buzzword-Bingo, sondern offen zeigen, wofür man brennt, wohin man will und dass man Unterstützung braucht. Genau dafür ist man dort.

Wenn du anderen Gründerinnen und Gründern nur drei Best Practices für erfolgreiche Pitches mitgeben könntest, welche wären das?

Story first. Ein Pitch ist keine Excel-Tabelle mit Tonspur. Investoren wollen verstehen, wer da vor ihnen steht. Was treibt dich an? Warum tust du, was du tust? Erst wenn der persönliche Antrieb klar ist, wird auch der Businesscase spannend.

Klarheit statt Komplexität. Gerade in der Aufregung neigt man dazu, alles auf einmal erzählen zu wollen. Besser ist es, eine klare Struktur zu haben: Problem, Lösung, Markt, Team. Punkt. Wer mehr wissen will, fragt nach.

Zeig, dass du denken kannst, auch über das Naheliegende hinaus. Visionäre Gründerinnen und Gründer sind keine Tagträumer. Sie können kreativ denken, aber auch strategisch planen. Wer das zeigen kann, bleibt in Erinnerung.

Zum Abschluss: Wenn du STEETS in 30 Sekunden einem Investor vorstellen müsstest: wie würdest du es heute machen?

Früher hätte ich in 30 Sekunden möglichst alles untergebracht – Marktgröße, Produkt, Geschäftsmodell, am besten noch das Team. Heute weiß ich: Weniger ist mehr.

Ich würde in einem Satz erklären, welches Problem STEETS löst und in einem zweiten, warum das relevant ist. Danach zeige ich kurz, wohin die Reise gehen soll – und Schluss. Wenn daraus Fragen entstehen, hat der Pitch funktioniert. Und dann darf übrigens auch der Investor glänzen und sagen, warum er der Richtige für uns ist – am Ende ist es wie bei einer Hochzeit: Der erste Blick zählt, aber die gemeinsame Zukunft muss passen. Nur mit Geld ist keinem Start-up geholfen.

Vielen Dank für das Gespräch.