Foto: Laurenz Vavrovsky
In unserem Interview spricht Caroline Schober, Gründerin des Startups Neworn, über den Weg von einem MBA-Projekt in Barcelona hin zu einem Geschäftsmodell, das Eltern den Zugang zu nachhaltiger Kindermode erleichtert. Sie erklärt, wie Investoren trotz kleinem Budget überzeugt wurden, warum die Umstellung auf Flash-Sales und KI-gestützte Produktempfehlungen den Durchbruch brachte und welche Faktoren für den erfolgreichen Aufbau einer Marke entscheidend sind.
Caroline, du hast Neworn ursprünglich als Projekt während deines MBA in Barcelona gestartet. Wann war dir klar, dass daraus wirklich ein Unternehmen werden soll?
Ja, genau – Neworn ist ursprünglich während meines MBA in Barcelona entstanden. Am Anfang war es tatsächlich eher ein Projekt, um das Thema Kreislaufwirtschaft im Bereich Kindermode zu erforschen. Mir wurde aber ziemlich schnell klar, dass das Problem riesig ist und dass es eine echte Lösung braucht. Der Moment, in dem ich gespürt habe: Das ist mehr als nur Uni-Arbeit, war, als ich mit Eltern gesprochen habe, die genau die gleichen Probleme hatten, die ich vorher nur in Statistiken gesehen hatte – zu viel kaum getragene Kleidung, zu wenig Vertrauen in Secondhand, und das schlechte Gewissen, ständig neu kaufen zu müssen. Da wusste ich: Das darf nicht einfach ein Projekt bleiben, daraus muss ein Unternehmen werden.
Viele Gründerinnen und Gründer scheitern bereits an der ersten Finanzierung. Wie hast du Investoren überzeugt, trotz kleinem Budget und einem noch jungen Markt?
Ich glaube, man merkt sofort, ob eine Gründerin oder ein Gründer wirklich mit vollem Herzblut dabei ist. Unser Investor hat selbst Kinder, er kennt also das Problem aus eigener Erfahrung und konnte sich dadurch schnell mit unserer Mission identifizieren. Wichtig war aber auch, zu zeigen, dass wir unsere Zielgruppe wirklich verstehen – ihre Bedürfnisse, Sorgen und Alltagsrealität. Und dass wir in der Lage sind, kreativ und effizient mit limitierten Ressourcen umzugehen. Gerade in einem jungen Markt ist es entscheidend, zu beweisen, dass man das Maximum aus jedem Investment herausholen kann.
Ihr habt euer Geschäftsmodell schnell angepasst: vom reinen Marktplatz hin zu Flash-Sales (zeitlich begrenztes Verkaufsangebot mit stark reduzierten Preisen) und KI-Features. Wie schwer waren diese Schritte und was hat euch am Ende den Durchbruch gebracht?
Die Flash-Sales sind eigentlich aus einem ganz konkreten Moment entstanden: Als ich die neue EU-Ökodesign-Verordnung entdeckt habe, habe ich sofort zum Hörer gegriffen und bei verschiedensten Modemarken nachgefragt, wie sie mit ihren Restbeständen umgehen. Da wurde sehr schnell klar: Es braucht eine Lösung. Genau daraus ist unser Modell mit Flash-Sales entstanden.
Das Geschäftsmodell insgesamt anzupassen, war kein schwerer Schritt – weil wir sehr nah an unserer Zielgruppe dran sind und ständig Feedback einholen. Natürlich gab es operative Herausforderungen, wie etwa zusätzliche Lagerkapazitäten, die wir am Anfang gar nicht eingeplant hatten. Aber das konnten wir schnell lösen.
Die Implementierung von KI war dann für uns ein echter Durchbruch. Eltern haben uns immer wieder gesagt: Das größte Problem beim Secondhand-Kauf ist nicht nur Vertrauen und Qualität, sondern vor allem der enorme Zeitaufwand und die Frustration beim Suchen. Mit KI konnten wir dieses Problem lösen, indem wir Eltern direkt passende Stücke für Größe, Alter und Stil ihrer Kinder vorschlagen.
Am Ende haben uns unsere klare Mission und die Nähe zu den Eltern sehr geholfen – dadurch fallen Entscheidungen leichter, auch wenn sie große Veränderungen mit sich bringen.

Wenn du heute ein Pitch Deck aufbaust: Welche Inhalte und Botschaften funktionieren bei Investoren am besten aus deiner Erfahrung?
Wenn ich heute ein Pitch Deck aufbaue, dann weiß ich: Am besten funktionieren Klarheit und Fokus. Investoren wollen auf einen Blick die relevanten Zahlen sehen – sei es zur Zielgruppe oder zum Budget. Genauso wichtig ist es, das Team zu zeigen: effizient, zielorientiert und mit echter Leidenschaft dabei. Die Formulierungen sollten glasklar sein, ohne Buzzwords, und man muss beweisen, dass man seine Zielgruppe wirklich versteht. Und am Ende braucht es natürlich einen klaren USP – warum genau diese Lösung gebraucht wird und warum genau wir sie umsetzen können.
Welchen Tipp würdest du Gründerinnen und Gründern geben, die eine neue Marke von null auf aufbauen wollen und was war bei Neworn der entscheidende Faktor?
Mein wichtigster Tipp an Gründerinnen und Gründer, die eine neue Marke von null auf aufbauen wollen, ist: Werdet kreativ – gerade wenn das Budget klein ist. Denkt out of the box und sucht nach Wegen, die nicht sofort auf der Hand liegen. Gleichzeitig kann ich es nur wiederholen: Lernt eure Zielgruppe wirklich in- und auswendig kennen. Das war auch bei Neworn der entscheidende Faktor.
Außerdem gilt für mich ‚Pace over perfection‘ – lieber schnell ausprobieren und lernen, als ewig an der perfekten Lösung feilen. Vertrauen kann man unglaublich gut durch sinnvolle Partnerschaften aufbauen, und Sichtbarkeit entsteht, wenn man Chancen mutig nutzt. Und ganz wichtig: Sich für nichts zu schade sein. Am Ende zählt nicht, wie “erfolgreich” der Weg von außen aussieht, sondern wie konsequent man ihn geht.
Vielen Dank für das Gespräch.