„Investoren sind keine Wohltäter“ – Annika von Mutius über die Gründung von Empion

annika von mutius empion

Foto: Patrycia Lukas

Annika von Mutius, Mitgründerin der KI-basierten Recruiting Lösung Empion, hat einen ungewöhnlichen Weg von der Mathematik zur Startup-Welt genommen. Im Interview spricht sie über den Einfluss des Silicon Valley, die Herausforderungen beim Fundraising und warum ehrliches Feedback für Gründer Fluch und Segen zugleich sein kann.

Annika, dein akademischer Hintergrund ist beeindruckend. Was hat dich in Richtung Technologie und Recruiting geführt?

Nach meinem Studium promivierte ich. Mathematische Inhalte empfand ich schon immer als äußerst bereichernd; gerade die Eleganz der Mathematik. Doch während meiner Zeit im Silicon Valley erlebte ich, wie aus Forschung echte Geschäftsmodelle entstanden. Besonders in der Robotik konnte ich sehen, wie junge Unternehmen Deep-Tech-Innovationen realisierten. Das inspirierte mich, selbst zu gründen – jedoch ganz bewusst in Europa.

Gab es einen Schlüsselmoment, der dich dazu gebracht hat, Empion zu gründen? Was hat dir gezeigt, dass der Markt eine Lösung wie eure braucht?

Ja, wir gingen sehr früh mit unserem Produkt an den Markt. Meine Mitgründerin promovierte zu Unternehmenskultur im Mittelstand, so dass wir von Beginn an eine datenbasierte Grundlage mitbrachten. Eine wichtige Erkenntnis war: Positives Feedback allein reicht nicht – die Kaufbereitschaft ist entscheidend. Ideen werden oftmals als sinnvoll erachtet, aber wenn es darum geht, Geld zu investieren, sieht die Sache oft anders aus. Daher versuchten wir schnell, das Produkt zu verkaufen, um den Markt tatsächlich zu verstehen.

Eure Lösung hat sicherlich auch Investoren überzeugt. Wie bereitest du dich auf Pitches vor, und was war dein prägendster Moment bei der Ansprache von Investoren?

Wir gingen nicht den klassischen Weg. In unserer ersten Finanzierungsrunde suchten wir nicht aktiv nach Venture Capital, sondern kamen vielmehr zufällig mit unserem Lead Investor Redstone in das Gespräch. So arbeiteten wir nie mit einem typischen Pitchdeck, sondern vielmehr mit inhaltlichen Gesprächen auf Augenhöhe. Ich finde es viel wertvoller, gemeinsam mit Investoren über den Markt und strategische Chancen zu sprechen, statt einfach eine Präsentation abzuspulen.

Heute halte ich regelmäßigen Kontakt zu einigen ausgewählten VC-Fonds. Nicht nur im Hinblick auf mögliche zukünftigen Finanzierungsrunden, sondern auch interessante Markteinblicke betreffend.

Wenn du heute auf die Gründung und den bisherigen Erfolg von Empion zurückblickst – gibt es etwas, das du anders machen würdest?

Ich würde vieles genauso machen, denn schließlich lernte und lerne ich aus all meinen Fehlern – und da gab es so einige. Allerdings würde ich rückblickend mein Mindset im Fundraising ändern. Anfangs hatte ich zuweilen das Gefühl, als würde ich um eine Spende bitten – dabei ist es genau andersherum! Investoren geben kein Geld aus Wohltätigkeit, sondern investieren in die Chance, ihr Kapital zu vervielfachen. Dieses Verständnis veränderte gewissermaßen meinen Umgang mit Finanzierungsrunden.

Was konkret würdest du, abschließend, Gründerinnen und Gründern denn noch mit auf den Weg geben, die ebenfalls mit einer innovativen Idee durchstarten möchten?

Ich frage sehr viel und gerne nach Feedback. Das hat Vorteile, weil ich aus den Erfahrungen anderer lerne, aber es kann auch nachteilig sein. Gerade in unserem Fachbereich gibt es inzwischen kaum Experten, die es besser wissen als wir – und so müssen wir manchmal auch darauf vertrauen, dass wir es selbst am besten wissen. So möchte ich Gründerinnen und Gründern ans Herz legen: Sucht nach Feedback, aber lernt auch, darauf zu vertrauen, dass Eure eigene Einschätzung oft auch die richtige ist.

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